Wenn der Sohn Informatik studiert – zu einer Zeit als eine 100MB(!) Festplatte noch als unfüllbar galt, kann man viel lernen, wenn man den Schwenk von der Schreibmaschine zum Computer macht. So hat mein Vater auch verinnerlicht: Speichere die Bilder nicht größer als es sein muß – kostet nur Plattenplatz. Ok, damals war ich noch klein und dumm – heute fluche ich, weil viele Bilder wirklich nur im Streichholzschachtel-Format vorliegen. Das ist bei den Flaggen zwar ärgerlich – aber die kann man neu scannen und die Bilder austauschen. Schlimmer ist es bei allen anderen Bildern zu denen weder Abzüge noch Negative zu finden sind. Und dann fiel mir kürzlich eine Mappe in die Finger die mein Vater immer … IMMER! … in greifbarer Nähe hatte. Man wusste ja nie, wann man einen Gesprächspartner trifft … der idealerweise die Sammlung um eine weitere Flagge bereichern konnte. Diese Mappe gibt nun die Chance einige Eindrücke aus dem Leben eines Sammlers, wenn auch nicht in HQ dann doch in ordentlich gescanntem Format zu präsentieren.
In Summe sind hier eine Menge Bilder zusammen gekommen, weshalb ich einen Teil 2 angelegt habe.

Wenn man ein Hobby aber keinen Platz hat, muß man nehmen was man bekommen kann. Außerdem haben sich die Architekten bestimmt etwas dabei gedacht, als sie den Raum über der Tür an die Höhe von Tischflaggen angepasst haben.
Wann das Bild aufgenommen wurde kann ich nicht sagen – da es sich dabei aber um die Diele unserer damaligen Wohnung handelt, gehe ich mal davon aus, das das Kinderzimmer noch besetzt war – also muss das irgendwann in den früheren 90er Jahren gewesen sein.
Zu dieser Zeit war der Platz noch sehr beschränkt – die Exponate daher auch relativ „zierlich“ – ansonsten wurde alles gesammelt, das idealerweise aus Stoff ist und ein Firmenlogo trägt. Im Regal vorne sieht man noch eine Sammlung Hiß-Flaggen von Personen-Reedereien der Ostsee-Küste. Diese wurde später gegen Tischflaggen getauscht.
Alter Verwalter …. mein Vater war ja mal jung 🙂 Ich würde mal tippen das das Bild aus den frühen 80er Jahren stammt. Im Regal hinter meinem Vater sind noch Revell-Bausätze von Kriegsschiffen sowie Rangabzeichen der Bundesmarine zu sehen – von allem militärischen hat er sich sehr früh getrennt.
An diesem Schreibtisch sind viele Idee geboren und Schriftstücke erstellt worden. Damals noch mit der mechanischen Schreibmaschine die – man sieht es nicht – rechts neben dem Schreibtisch ihren Platz hatte.
Im Leben eines Sammlers mit beschränktem Platz musste halt jeder Zentimeter genutzt werden.


In den 90er Jahren wurde das Leben dann enstpannten – der Sohn zum Studium in Kaiserslautern, die Tochter zu ihrem Freund gezogen – PARTYYYY – 14qm Platz nur für den Sammler.
Wobei ehrlich gesagt der Teil der in der Diele stand da nie so wirklich abgebaut wurde. Platz den man einmal gegen die beste Ehefrau von Allen gewonnen hat, kann man nicht so einfach wieder hergeben. Außerdem sollte der zusätzliche Raum ja zur Vergrößerung genutzt werden, nicht zur Umlagerung.
Es heisst ja Sammler und nicht Lagerist.
Nun hat so ein Zimmer ja praktischerweise 4 Wände. Und abgesehen davon das man einen Schlafpatz für mich brauchte, wenn ich übers Wochenende nach Hause kam, konnte mein Vater sich hier voll ausleben – was er auch getan hat. Ich glaube viel enger kann man Bilder nicht an die Wand bringen.
Hier tummeln sich Bilder von E. Pohlmann neben Taufurkunden vom Äquator und Polarkreis – aus Zeiten der Kriegsmarine, der Handelsschifffahrt ebenso wie von Kreuzfahrten.
Das Steuerrad an der Wand hat übrigens einen Durchmesser von fast 1.40m und stammte von einem Binnenschiff.


Kommen wir zur dritten Seite … Wenn man sich auf die Couch setzen wollte zum Lesen – hier wurde man ganz sicher fündig. Und nicht vergessen – in der Diele stehen auch noch Bücher – am Ende waren es fast 1.000.
Darunter Informationen die direkt von den Reedereien und Unternehmen kamen – Imagebroschüren (ungezählt) aber auch hochwertige Chroniken. Und jeder der damals meinem Vater etwas zur Verfügung gestellt hat darf versichert sein: Jedes Wort wurde gelesen.
Dieses Bild muß aus der Mitte der 90er Jahre stammen – die GUD Bücher sind noch nicht vollständig und die Möbel stehen noch Vitrine links – „Phono-Schrank“ rechts.
Zu dem Rettungsring am Bildrand gibt es eine eigene Geschichte.
Und wenn man nicht aufpasste, dann wurde mal eben alles umgeräumt. Dazu kommen die Tage hier noch einige Seiten …
Zu diesem Bild hat mein Vater beschrieben:
Es werden weitere Bilder folgen auf denen oft nur das Mobiliar das gleiche ist. Neben der Präsentation im Regal hatte mein Vater auch Spaß daran immer neue Flaggengruppen thematisch zusammen zu stellen, zu dekorieren und zu fotografieren.
Wenn man sich dann noch überlegt …. damals hieß fotografieren: Fotografieren, Film entwickeln, auf die Bilder warten …

Um das mal ein wenig ironisch zu formulieren: Wenn der Sammler Sonntags nichts zu tun hatte, verschwand er mitunter in seiner „Höhle“ und fotografierte seine Schätze.
Wenn erst einmal genug zusammen gekommen ist, lassen sich daraus schön thematische Arrangements basteln.
In diesem Fall en Flaggenigel mit den Flaggen der Nordseewerke aus verschiedenen Besitzkonstellationen sowie Fachliteratur. Im Vordergrund das Modell eines U-Botes der ULA-Klasse, das für die norwegische Marine gebaut wurde.


Der Schiffbau hat immer eine große Faszination ausgeübt. Wenig verwunderlich, wenn man überlegt wie da aus kleinen Teilen große Puzzle zusammengesetzt werden. Da oft Urlaub im Emden/Leeraner-Raum gemacht wurde, lag natürlich auch die Meyer-Werft, Papenburg immer am Weg.
Hier allerdings ein Flaggen-Special aus der bewegten Geschichten von HDW. Teilweise wechselten ja öfter die Besitzer als man aufschreiben kann. Inbesondere ab den 80er Jahren, als die Gründergeneration ausstarb (die noch wusste was es heißt den Gürtel enger zu schnallen und mit an zu packen und die dafür die Betrwiebswirte übernahmen) ist teilweise ohne Studium nicht mehr nachvollziehbar, wer gerade wo sitzt, wem was gehört …
Aber Sammler sein ist ja auch kein Leistungssport.
Wie oben schon geschrieben, heiß Urlaub: Wir fahren an die See. In meinen jüngeren Jahren – also Mitte der 70er bis Ende der 80er Jahre war es mehr die deutsche Ostsee, damals hieß das noch Kiel, Kappel, Gelting, Flensburg – der Osten war noch „Zone“.
Später sind meine Eltern dann Nordsee-Inseln und die Küstenorte abgereist. Böse Zungen behaupten die Urlaubsorte wären nach fehlenden Flaggen in der Sammlung ausgesucht worden.
Wie man auf diesem Bild aus dem Jahr 2001 sieht, nicht ohne Erfolg – und in den darauf folgenden Jahren wurde manche Lücke noch geschlossen.


Hier nun die international tätigen Fährschiff-Reedereien. Während die Reedereien auf dem obigen Bild 17 der 18 deutschen Bundesländer bedienen (ohne Mallorca, mit Niederlande 😉 ) sind (waren) die hier zusammengestellten Unternehmen im Verkehr nach Großbritannien, Schweden, Dänemark etc. tätig.
Viele davon hatten zum Glück einen Sitz in Hamburg, Bremen oder Kiel. So kam die Post aus Deutschland – was zur Glaubwürdigkeit des Sammlers beiträgt, wenn er immer wieder betonte, das er sich schon so sehr einschränkt und nur deutsche Unternehmen sammelt.
Ja, ja … der Sammler …
Was mich persönlich immer am meisten beeindruckt hat waren die Schlepper. „Kleine Schiffe“ mit gigantischer Kraft. Als „Kind“ hat sich mir nie erschlossen wieso die am Hintern von den großen Schiff durch Häfen und Flüsse gezogen wurden – „die bremsen doch nur“. Heute weiß ich es natürlich besser.
Begeistert haben damals Filme über Einsätze der Hochseeschlepper wie OCEANIC und PACIFIC – ja, die gab es – und das lange vor Youtube …
Auch in diesem Segment hat sich in der Sammlung seit 2001 einiges getan – hier gibt es die aktuelle Übersicht.


Hatten wir scho – das Bild? Stimmt. Aber jetzt geht’s nicht um Flaggen – denk Dir also alle Flaggen weg. Dann wir es ganz schön leer. Dafür fallen dann die beiden Modellschiffe auf.
Der Rettungskreuzer war, wenn ich mich recht erinnere die HERMANN RITTER, ein Modellbausatz. Spannender ist der Kutter. Auch dies ein Bausatz den mein Vater allerdings angepasst hat den Krabbenkutter GEBRÜDER aus Neuharlingersiel. Man nannte den wohl auch das Buddelschiff … wenn ich die Geschichte dzu finde, verlinke ich sie hier.
Jahre später hatte meine Großmutter – ich tippe mal auf den 50. Geburtstag zum Anlass – die Spendierhosen an und mein Vater bekam die SMIT NEDERLAND geschenkt. Inklusive Beschlagsset damals ein ziemlicher Batzen Geld, den man vermutlich bei einer vierköpfigen Familie mit nur 1,5 Einkommen (jaa, damals ging das noch) nicht so ohne weiteres auf den Tisch legen konnte.
Den Rohbau … heute nennt man das glaub ich Kasko … hat er gebaut – doch dann verließ ihn die Motivation (oder wie er sagte, es war ihm zu filigran.)
Also stand das gute Stück die nächsten Jahre wie abgebildet im Regal und wartete auf glückliche Fügung.


Die glückliche Fügung kam dann zum Renteneintritt. Die langjährigen Kollegen haben gesammelt – und was sonst gerne in vergängliche Fresskörbe oder Heißluftballon-Gutscheine fliesst wurde hier in Bar überreicht damit mein Vater seinen 15-jährigen Traum von der SMIT NEDERLAND verwirklich konnte.
Weiter zu der Fügung hat beigetragen das wir just in unserem 35.000 Einwohner Kaff einen Fachmann hatten der unter anderem Reederei-Modell baut. Ohne Termindruck – angepasst daran das die bezahlten Aufträge vor dem Taschengeld-Auftrag laufen wanderte das Kasko so auf die Werft von Thomas Barkanowitz.
Ich habe keine Ahnung was es gekostet hat und wie lange es gedauert hat. Ist aber auch nebensächlich – ich kann mich an den Tag erinnern wo wir das gute Stück abholen konnten.
Danach wurde das Juwel immer schön staubgeschützt in Vitrinen präsentiert und als das Umzugsunternehmen alles andere einpackte, wurde die SMIT NEDERLAND per Sonderfahrt eigenhändig wie ein rohes Ei verbracht.


Sammler sind geduldige Menschen. Wenn mein Vater etwas haben wollte, dann er bekam er es – wenn nicht heute, dann ….
Wenn ihm eine Reederei anbot, das er die Tischflagge ja kaufen könne hat er immer wieder erklärt, das er eine SAMMLung hat und keine KAUFung. ÄHnlich verhielt es sich mit den anderen Exponaten – wobei da schon der eine oder andere Euro über den Tisch ging. Aber eben zu dem Preis den mein Vater bereit war zu bezahlen – zur Noot beobachtete er halt und wartete …
Sammler und Jäger halt.
In der Mappe aus der diese Bilder stammen hat zum BUGSIER 3 vermerkt:
Geduld zahlt sich halt manchmal aus. Ich weiß nicht wieviele Angebot während der „Jagd“ durch gelaufen sind bis er dann bekam was er wollte.
„Auswahl – Deutsche Makler“ ist der viel sagende Text zu diesem Bild. Das steht ja auch auf dem Bild.
Wer sich darüber wundert, warum auf einmal Texte auf den Bildern sind: Bevor mein Vater diese DIN A4 Mappe zusammengestellt hat, hatte er immer eine kleine Mappe in die man jeweils von zwei Seiten Fotoabzüge stecken kann dabei. Damals … bevor es Computer gab….


Die hier hatten ganz sicher Computer – Banken und Emissionshäuser. Irgendwer muss ja das Geld für die Schiffe beschaffen und verwalten – und wenn was schief geht, noch mehr Geld beschaffen. Oder so ähnlich …
Flaggen in diesem Segment sind noch einige dazu gekommen seit 2001 – und natürlich die passenden Randnotizen dazu. So sah sich die z.B. Commerzbank nie in der Lage Aussagen zur eigenen Geschichte zu machen – eine Chronik wie z.B. von der Dresdner Bank oder anderen gibt es nicht (oder wird unter Verschluss gehalten). Die Lücke im Regal wo die Commerzbank-Flagge hätte stehen sollen (die es definitiv gab – die man aber nicht abgeben wollte) war jahrelang reserviert und wurde auch gerne und immer wieder präsentiert. Diese Lücke besteht übrigens immer noch …
Heutzutage leben wir in einer Verantwortungsgesellschaft – es ist wichtiger einen Verantwortlichen zu haben als eine Lösung zu finden. So hat man auch die Verantwortung für die eigenen Schiffe, die Besatzungen und Passagiere, die fremde Ladung – und auch für Seewege und Einrichtungen in den Häfen. All diese Risiken kann kaum eine Reederei alleine abdecken, weshalb es schon früh Versicherungen auf Gegenseitigkeit gab – und natürlich spielen auch die ganz großen Namen mit.


Wenn das Schiff dann finanziert und versichert ist – nach dem Bau natürlich 😉 braucht es wie alles was fährt Treibstoff, Schmierstoffe und andere Flüssigkeiten. Teilweise müssen auch die Rückstände entsprechend entsorgt werden.
Dazu bedient man sich Spezialisten wie Bunkerdiensten und Entölungsgesellschaften.
Aber die ganze Schifffahrt hätte wenig Sinn wenn es nicht auch Häfen gäbe – und die Hafenanlagen wollen nicht nur errichtet werden, die müssen auch immer mal wieder ausgebessert werden. Ebenso natürlich die Flüsse und Kanäle von denen es in Deutschland ja eine stattliche Anzahl gibt. Darauf haben sich die Hafen- und Wasser-Bau Unternehmen spezialisiert.


Von jeher haben glaub ich die Überquerungen von Äquator und Polarkreis die größte Faszination ausgeübt. Und da dies lange nicht jedem zu Teil wird, gibt es immer noch Urkunden und Taufe dafür. Und dabei ist es vollkommen unabhängig davon mit was man den entsprechenden Kreis passiert. Hier zu sehen sind Urkunden von Kreuzfahrten, Frachterreisen aber auch die eines U-Bootfahrers aus dem zweiten Weltkrieg.
Da der Platz wie schon eingangs erwähnt immer das größte Manko beim Sammeln war (und auch noch ist) wurden die Schiffsmodelle kleiner. Diese Formate passten hervorragend in die Regale – vor die Bücher. So ließ sich auch die Staubkante gut nutzen. Männer sind halt eher praktisch veranlagt ….


… während die Dame des Hauses dazu neigte ie Dinge despektierlich als Staubfänger zu bezeichnen.
Man muß halt wissen, was man hat (oder zu haben glaubt?). An dieser Stelle ist es eine Schiffsglocke – vom Hochseeschlepper Oceanic.
Daran steht folgende Notiz:
Alle Zeichen deuteten auf die Korrektheit der Geschichte – aber … Hauptsache der Sammler ist glücklich.
Was wäre eine maritime Sammlung ohne einen Kompass. Der Traum war ja ein Säulenkompass – so 120-140cm hoch. Also eher sowas, das man auf Palette transportiert.
Das ist an zwei Dingen gescheitert – zum einen die dazu aufgerufenen Preise und dem Widerstand der Göttergattin.
Also musste gewartet wern – bis die optische und die Vorstellung und die preisliche Machbarkeit sich trafen. Das war dann etwa 4 Jahre später soweit:
Die gerissene Scheibe hat sicher zu dem Preis beigetragen. Aber eines kann man nicht behaupten: Das Sammler Stubenhocker wären.


Der Kompass fiel deutlich kleiner aus als mein Vater das gerne gehabt hätte. Irgendwann Ende der 70er gastierte der VDR mal in unserem Ort und hatte neben einigen Werft-Modellen auch eine komplette Schiffsbrücke dabei. So richtig mit Fenstern zum rausschauen. Da wo heute Bildschirme die Hochsee-Illusion perfektionieren würden hingen damals natürlich noch Plakate.
Aber das Ruderrad – der Kompass – der Maschinentelegraf …
Das ganze natürlich auf eine Fläche von über 100qm …. Mein Vater hätte das auch gerne gehabt. Hatte aber nur 14qm … und ein deutlich knapperes Budget. Also war wieder warten auf den Schnapp des Tages angesagt. Dazu hat er notiert:
Um die Leidensfähigkeit des Sammlers nachvollziehen zu können muss man wissen, das es vom Heimatort bis zum Abholort fast 450km waren – und natürlich nicht kombinierbar mit der Fahrtrichtung zum Urlaubsziel.
Wer jetzt Lust auf noch viel mehr Tischflaggen bekommen hat, dem sei das Flaggenbuch ans Herz gelegt. Hier sind alle Flaggen nach Tätigkeitsfelder gelistet – auch die Idee der thematischen Specials wurde übernommen. Einfach mal die Maus im oberen Menu über ‚Flaggenbuch‘ stehen lassen. Mehr aus dem Leben eines Sammlers folgt hier in nächster Zeit. Einfach immer mal wieder reinschauen.